5 Dinge, die ich beim Streamen von Netflix und Co hasse

Netflix. Unendliche weiten. Dies sind die Abenteuer eines Dauerglotzers ohne Freunde.

Ich schreibe diesen Artikel aus hochaktuellem Anlass. Gerade habe ich meine grauen Haare gezählt und bin auf eine höhere Anzahl als gestern gekommen. Der Grund ist der Cliffhanger in der letzten Folge Picard. Ich will jetzt nicht spoilern, aber wenn eine Serie wie ein langer Film aufgebaut ist, wie sinnvoll ist dann eine wöchentliche Ausstrahlung? Wir leben ja schließlich nicht mehr unter König Artus. Bei Picard eine Woche warten zu müssen ist, als ob jemand im Kino plötzlich die Filmrolle anhält und dich bittet für den Rest des Films eine Woche später wiederzukommen. Diese Empörung brachte mich auf diese Liste und das erste Ärgernis:

Punkt 1: Wöchentliche Veröffentlichung neuer Folgen

Da lobe ich mir den dunklen Meister des Bingwatching! Denn Netflix hält es laut seines Inhalte-Chefs, Ted Sarandos, nicht mehr für zeitgemäß dem Publikum neue Serien nur im Wochentakt hinzutröpfeln. Dem kann ich nur enthusiastisch beipflichten! Erstens: Ich denke, also binge ich! Ich habe ein Recht auf Bingen! Die Zeiten, in denen wir uns Woche um Woche verzehren und darben mussten, sind glücklicherweise vorbei. Selbst mein Sohn zeigt mir ja schon einen Vogel, wenn ich ihm die Sendung mit der Maus ausmache, wo der digitale Gott doch scheinbar unendlich viel davon bereitstellt? Ok, zugegeben, das ist der einzige Vorteil an wöchentlicher Veröffentlichung: Früher konnten Eltern schulterzuckend alle Schuld von sich weisen und mussten ihr Kind aus gesundheitlichen Gründen nicht mit Gewalt von der Nabelschnur der automatisierten Unterhaltung abtrennen. Doch für die hektische Welt des Internetzeitalters ist Portionierung und damit uhrzeitengebundene Unterhaltung wie ein Sprung ins Mittelalter. Besonders, weil viele Serien nicht mehr, wie früher, nach dem Monster/Katastrophe of the Week-Muster funktionieren, sondern eher wie ein Film, der zerstückelt wurde. Die Folgen bauen aufeinander auf und jede Unterbrechung kommt einem Coitus Interruptus gleich. Das stößt mir derzeit auf Amazon Prime bei Picard besonders übel auf. Wenn die neue Star Trek-Serie wie ein langer Kinofilm funktioniert, dann stellt ihn mir gefälligst auch komplett zur Verfügung! Facepalm.

Punkt 2: Freezes, Verbindungsprobleme und Launen der DSL-Götter

Ok, daran ist meistens kein Streaming Dienst schuld, sondern mein Internet Provider oder die alten Leitungen in unserem Haus hier. Es gibt nichts schlimmeres als Internetprobleme, wenn es bei einem Film oder einer Serie gerade so richtig schön spannend ist. Plötzlich friert das Bild ein und ich schlage so hart mit meiner Faust auf den Tisch, dass Oma das Plätzchen in den Tee fällt und meine Bierflasche einen gefährlichen Hops macht. Ich denke mal, jedes Netz hat Schwankungen und es kommt auch darauf an, ob ich im hinterletzten Kuhdorf wohne, wo die DSL-Geschwindigkeit sogar die Weinbergschnecken zum lachen bringt. Da ist selbst schuld, wer bezüglich der verfügbaren Leitungen beim Umzug nicht einen DSL-Vergleich bei Konstantin auf DSLregional.de bemüht. Oder, wie ich, mal checkt, ob Devolos so sinnvoll sind bei einem Haus, das noch Leitungen aus dem ersten Ringkrieg gegen Sauron verbaut hat.

Punkt 3: Die billigen Eigenproduktionen von Milliardenunternehmen

Das fällt mir besonders bei Netflix auf. Klar, gibt es auch ein paar Perlen unter „Netflix Originale“. Aber manchmal kommt es mir trotzdem so vor, als ob Netflix mehr auf Quantität als auf Qualität setzt. Nach dem Motto „Kommt Leute, wir kaufen ein paar bekannte Gesichter ein, laden ein paar kostenlose Drehbücher runter und ballern 20 Endzeitfilme raus!“ Ich meine, wieso kann bei einem Unternehmen, das mittlerweile Dagobert Duck und Jeff Bezos in Sachen perversem Reichtum überholt hat, überhaupt noch etwas produzieren, das nicht nach dekadentem Reichtum aussieht? Hier muss doch Game of Thrones die Messlatte sein! Witcher ist ein gutes Beispiel für eine dämliche Milchmädchenrechnung. Das ist eine fantastische Serie mit tollen Schauspielern, keine Frage. Aber wieso wird auf polnischen Ruinen gedreht und auch sonst bei der Ausstattung derart gespart, dass ich teilweise dachte eine B-Movie-Produktion zu sehen? Bei einem Format, das so viele Fans und so ein gigantisches Potential hat, ballere ich doch als Netflix Kohle ohne Ende da rein, oder? Lieber viel Geld verbrennen, um einen garantierten Hit zu landen, als ein Bright aus der Taufe zu heben, oder? Wenn es mit den Eigenproduktionen nicht so läuft, sollten die Netflix-Overlords ihre himmelhoch getürmte Asche doch lieber verwenden, um geniale Filme wie Annihilation zu kaufen. Angeblich haben sie ja neulich die Rechte an Masters of the Universe gekauft. Bitte macht DIESMAL was Geiles draus. Dann sind wir auf immer versöhnt!

Punkt 4: Die Kindersicherung für Erwachsene: JA ICH SCHAUE NOCH!

King of the Hill 1997–2010 © Fox

Macht das Disney+ oder Amazon Prime eigentlich auch? Netflix zumindest fragt mich alle paar Stunden, ob ich noch da bin. Ob ich wirklich immer noch auf ein Viereck glotze und ob ich kein Leben habe. Hallo? Ich bin erwachsen und kann selber beurteilen, ob Augenringe und geplatzte Äderchen in meinen Augen geil aussehen oder nicht. Mich sieht doch sowieso keiner, weil ich nie rausgehe. Einerseits bietet Netflix komplette Serien zum Bingen an und hat sogar danach benannte Kategorien (siehe auch nächster Punkt), aber andererseits heuchelt es mir dann Sorge um meine Gesundheit vor. Was will Netflix damit erreichen? Dass ich mich wegen meines stundenlangen, stumpfen Konsumierens auch noch schlecht fühle? Ja, vielleicht, ein bisschen. Na und? Nein, ich weine nicht! DU WEINST, NETFLIX!

Punkt 5: Unübersichtlich, seltsam sortiert und verwirrend

Das sind die meisten Streaming Dienste, aber Netflix hat sich den Pokal geholt. Ich kann hier vertikal und horizontal durch die Tapete des Wahnsinns scrollen, um mich im Wald der Kategorien zurecht zu finden. Da wird meine Fernbedienung zu einer Art Buschmesser. Und was es da alles für Kategorien gibt! Dramatische Serien für Frauen unter 40. Preisgekrönte Sitcoms mit Dark Fantasy-Einschlag. Oder wie die alle heißen. Am besten finde ich dabei die Kategorien „Serien für einen Serienmarathon“ oder „Während eines Wochenendes ansehen“. Da geht es schon gar nicht mehr um Thema oder Qualität des Gesehenen, sondern nur darum, wie ich mir möglichst exakt und in meine Freizeit passend die Birne wegbingen kann. Als ob Netflix sagen wollte: Uns doch egal womit du dein Hirn verflüssigst, solange du deine Sucht weiter zementierst und nie auf die Idee kommst zu kündigen. Und ständig wird mir die Kategorie „weil Sie XY angesehen haben“ reingeballert. Nur finden, was ich wirklich suche, tue ich dabei nicht.

Aber verlassen wir mal die Serien. Bei Filmen werden mir z.B. die Kategorien „Alberne Komödien“, „Partytime!“ und „Psychospiele“ in einem Block angeboten. Alles sehr verwirrend. Gibt es auch „Alberne Partyspiele für Psychos“ als eigene Kategorie?

Und als Sahnehäubchen setzt sich das Autoplay Feature oben auf den Pile of Shame drauf. Mal kurz nicht aufgepasst und das Ding läuft los. ARGH! Ich habe doch nur kurz nachgedacht… ANHALTEN! Ich will nicht ständig einen Trailer sehen, nur weil ich kurz durchatme. Es sei denn natürlich, ich möchte einen Trailer sehen. Dann gibt es natürlich keinen.

Hach. Naja.

Mein Fazit: Ich liebe Dich trotzdem, Netflix.

Und euch anderen Streaming-Dienste auch.

Netflix war nur meine erste digitale Braut. Aber ich bin durchaus Harem-tauglich. Bring it on.

Was nervt euch an Netflix und Co?

Über Thilo (1210 Artikel)
Hi, ich bin der Gründer dieses bekloppten Blogs. Außerdem Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasynerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Manchmal jogge oder schwimme ich, doch meistens trinke ich Bier.