Brettspiel Test: Dungeonquest bzw. DungeonDEATH

dungeonquest7 von 10 bodenlosen Löchern

Im Zeitalter von MMORPGs und anderen digitalen Wegen die Zeit tot zu schlagen, setze ich mich immer mal wieder gerne “oldschool” mit Freunden an einen handelsüblichen Tisch und spiele ein vorsintflutliches, aber unterhaltsames Brettspiel.

Wir haben einer lieben Freundin zum Geburtstag Dungeonquest geschenkt. Erstens, um ihr eine Freude zu machen, zweitens, weil es uns an alternativen Ideen mangelte und drittens, weil es eine super Gelegenheit ist, mal wieder was Neues auszuprobieren.

Bei Dungeonquest versuchen 1-4 Helden einen Drachenschatz zu plündern, bevor die Sonne untergeht, der Drache erwacht, ausrastet und alle tötet. Dabei zieht man verdeckt kleine Dungeonräume, über die man versucht in die Schatzkammer des Drachen in der Mitte des Spielplans zu gelangen. Nach einigen tödlichen Fallen, Sackgassen und Monstern wird schnell klar: Dungeonquest wird uns f*****.

dungeonquest-brettspiel

Das Spiel ist derart frustig und unfair, dass es schon wieder verdammt unterhaltsam ist. Es macht einfach unglaublich Spaß zu sehen, wie die eigene Freundin kurz vor dem Drachenschatz alle ihre Schätze wegwerfen muss, um besser über eine Schlucht balancieren zu können, nur um dann trotzdem abzustürzen und wieder von vorne anfangen zu müssen.

Tatsächlich kann es, abhängig von der verbleibenden Zeit (ausgewiesen durch einen gnadenlos voranschreitenden Sonnenmarker), klüger sein, nur ein paar kleinere Schätze in den Verliesen um die Hauptschatzkammer herum zu sammeln und dann schnell den Dungeon wieder zu verlassen. Denn am Ende gewinnt derjenige, der die meisten Schätze hat und vor allem noch am Leben ist. Letzteres ist manchmal gar nicht so leicht zu bewerkstelligen.

Häufig wird man als Spieler auch durch die eigene Gier getötet, wenn man beispielsweise Karten vom Drachenschatz zieht und sich damit der Gefahr aussetzt den Drachen aufzuwecken. Man zieht von einem Stapel aus 8 Karten, in welchem eine Karte das Ereignis beschreibt, dass der Drache erwacht, dem Helden beträchtlichen Feuerschaden zufügt und ihn dabei alle bisher gesammelten Schätze verlieren lässt. Da die Karten bei jedem Ziehen weniger werden, erhöht sich natürlich auch die Chance gegrillt zu werden. “Jetzt nur noch eine Karte ziehen und Schätze sammeln, dann gehe ich aber wirklich…”

Dungeonquest hat einen sehr hohen Glücksfaktor, der an frühe Try and Error-Rollenspiele am Computer erinnert. Trotzdem macht es eine Menge Spaß und produziert schadenfrohes Gelächter am laufenden Band. Meine Kritikpunkte und zu verbessernde Mechaniken für eine Neuauflage wären:

  • Wieso kann man bei den Verlieskarten Ereignisse ziehen, die lauten “Ziehe eine Krypa-Karte”? Hier wurden vollkommen sinnlos 2 Kartenstapel für ein und dasselbe gedruckt.
  • Man sollte IMHO nicht den wertvollsten Schatz, den “gigantischen Diamanten”, einfach so in den Gängen außerhalb des Drachenschatzes finden können. Der Reiz, die gefahrvolle Reise bis ins Zentrum der Karte zu unternehmen und dadurch vielleicht den Rückweg nicht mehr zu schaffen, nimmt dadurch drastisch ab.
  • Zu viele Karten lauten “Du findest nichts” oder “der Raum ist leer”. Hier gäbe es doch so viele Möglichkeiten, das Spiel noch abwechslungsreicher zu machen!
  • Es müsste außer den “instabilen Zaubertränken” noch andere Möglichkeiten zur Heilung geben. Das Game ist auch so tödlich genug.
  • Die Kämpfe gegen die legendären Monster sind im Prinzip ein eigenes Kartenspiel, das erst erlernt werden muss. Ich finde, das lenkt zu sehr vom eigentlichen Dungeon Crawl ab und lässt die übrigen Spieler zu lange warten, bis sie endlich wieder dran sind. Besonders, wenn man mit dem Maximum von 4 Spielern spielt.
  • Welche Paviane auf Tranquilizern haben bitte die Regeln geschrieben? Bisher habe ich eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht mit Fantasy Flight Games. Die haben immerhin auch die erfolgreichen Brettspiele Talisman, Arkham Horror und Descent rausgebracht. Aber die Regeln von Dungeonquest sind das redundanteste, repetitivste, langatmigste und damit langweiligste, was ich jemals lesen musste! Das muss vereinfacht werden!
Über Thilo (1210 Artikel)
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