Filmkritik: The Hobbit: The Desolation Of Smaug

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8 von 10 verkohlten Zwergenhaaren

Üblicherweise vergebe ich ja für Peter Jackson-Filme, die in Neuseeland spielen, blind 10 Punkte. Warum ich jedoch Bilbo beim Beutel gegriffen und 2 von 10 Eiern aus dem Korb genommen habe, sollt ihr im Folgenden erfahren.

*Notiz an mich selbst: Weniger verfängliche Bilder benutzen*

Nun, da ich selbst in Mittelerde/Neuseeland war und die Natur mit eigenen Augen bewundern durfte, haben alle dort spielenden Filme natürlich ohnehin schon mindestens einen Stein bei mir im Brett. Desolation Of Smaug hatte also die besten Voraussetzungen mich zu begeistern, als ich vergangenen Freitag die 3D-Brille auf die Nase setzte und mich zudem auf die High Frame Rate freute.

Als erstes Kurzfazit kann ich schon verraten, dass Dr. Jackson, der Arzt, dem die Nerds vertrauen, es mal wieder geschafft hat knapp 3 Stunden lang mit opulenten Bildern zu verzaubern.

Man merkt einfach, dass Jackson ein Spielkind ist und, wie Guillermo del Toro auch, ein Schwäche für Monster hat, die er mit all der ihm zur Verfügung stehenden Fantasie und Budget-Macht auslebt. Die Spinnen des Mirkwood beispielsweise haben Miss Wiki hin und wieder dazu genötigt vor Ekel die Augen zu schließen und sind wirklich nichts für Arachnophobiker. Und dann ist da natürlich Smaug … majestätischer, furchtbarer, wunderbarer Smaug! Der mit Abstand beste Drache der Filmgeschichte bisher. Was man in den Trailern gesehen hat, war garnichts, und der wilde Kampf gegen Smaug ist alleine schon den Kinobesuch wert.

Natürlich könnte ich mich nun wie andere „Journalisten von der Stange“ darüber mukieren, dass der Film in die Länge gezogen und ein Brückenstück ist. Ja, das ist nicht optimal, aber nunmehr seit JAHREN bekannt und nicht mehr zu änderndes Fakt. Wieso sollte ich also das in die Bewertung mit einfließen lassen? Bei Star Wars – The Empire Strikes Back hat ja auch niemand rumgeheult, dass am Ende Vader noch lebt und die Fans noch einen weiteren Teil ertragen mussten.

Und ja, ich könnte natürlich auch bemängeln, dass Jackson sehr viel hinzu gedichtet hat, was im Hobbit gar nicht vor kommt. Und in der Tat hat er manchmal etwas sehr verzweifelt Parallelen zum Herr der Ringe gesucht, wenn man sich beispielsweise die Aragorn-Arwen-Beziehung zwischen Tauriel und Kili anschaut. Aber was solls? Erstens war in den HdR-Filmen auch schon jede Menge geändert, um das Medium „Film“ besser nutzen zu können, und zweitens macht Jackson einen verdammt guten Job, wenn es darum geht ein echt langweiliges und mit dem Herrn der Ringe überhaupt nicht vegleichbares Kinderbuch in einen spannenden Fantasyfilm zu verwandeln. Da darf dann von mir aus auch plötzlich Legolas wieder eine Hauptrolle haben und andauernd mit seiner gottgleichen Geschicklichkeit und ein paar Pfeilen den Tag retten. Job nicely done. You can all shut up now.

tauriel_legolas

Es gibt 2 andere Gründe, warum ich Desolation als nicht ganz ebenbürtig mit The Hobbit: An Unexpected Journey empfand.

Da wäre zum einen Herr Jacksons Tendenz maßlos zu übertreiben und die Grenzen dessen, was Zuschauer für realistisch halten, schmerzhaft zu überschreiten. Natürlich ist es eigentlich müßig, sich in einem Film, basierend auf Tolkiens Büchern der absoluten Schwarzweißmalerei und des epischen Heldentums, über „unlogische“ Szenen aufzuregen. Aber erinnert sich noch jemand an die Szene aus King Kong, wo die Akteure in einer Lawine von sich überschlagenden Raptoren einen Hang hinunter stürzen und keinen Kratzer haben? Bereitet euch auf einige dieser „Augenroll“-Momente vor. Und obwohl es sie auch schon im ersten Teil des Hobbit gab, sind sie mir diesmal fast negativ aufgestoßen. Besonders am Ende bei Smaug werdet ihr die Szenen erkennen …

Aber ein viel wichtigerer Punkt, warum ich diemal weniger aus dem Häuschen war, ist der fehlende Pathos. Irgendwie gab es kaum oder zumindest weniger mitreißende emotionale Momente. Ich weiß noch, dass ich im ersten Teil beim Lied der Zwerge in Bag End zu einem Gänsehaut-Elementar wurde. Nichts dergleichen gibt es in Desolation of Smaug. Der ganze Film scheint nur aus Monsterhatz, Legolas-Dauerfeuer und abgeschlagenen Ork-Köpfen zu bestehen. Irgendwie hat mir doch ein wenig mehr Charakter-Interaktion, Tiefgang und mein geliebtes triefendes Pathos gefehlt.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass der Film natürlich trotzdem immer noch zu den überdurchschnittlichen Filmen gehört und eine köstliche Monster-Orgie von Altmeister Jackson ist. Nur im Vergleich mit allen anderen HdR- und Hobbit-Filmen zieht er derzeitig den Kürzesten.

Über Thilo (1210 Artikel)
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