Black Panther ist exotisch, politisch und RAWR
8 von 10 Vibranium Barren
Und wieder hat Marvel einen äußerst soliden und unterhaltsamen Film abgeliefert. Zunächst hatte ich ja die in den Comics nicht bewanderte, laienhafte Befürchtung Black Panther könnte nichts weiter sein, als ein weiterer Supersoldat in abgefahrener Lederrüstung. Und auf so eine Art „Captain Afrika“ hätte ich getrost verzichten können.
Doch wie sich herausstellte, hat Marvel mal wieder ein geschicktes Händchen bewiesen und eine interessante neue Tür in ihrem Comic-Universum aufgestoßen. Black Panther schnitzt sich mit ritueller Stammeswaffe eine ganz eigene Nische in die Welt der Superhelden. Dabei profitiert er stark von seiner exotischen Atmosphäre, die durch die fast komplett schwarze Besetzung, die Musik und das Setting in Wakanda zusammengesetzt wird.
Die Vermischung von Altem und Neuem führt, sowohl inhaltlich als auch stilistisch, zu einem sehr interessanten Kontrast. Da haben wir z.B. martialisch, beinahe barbarisch, anmutende Stammesbräuche auf der einen Seite und eine hochzivilisierte Gesellschaft auf der anderen. Farbenfroher Schmuck, von Kriegsbemalung bis hin zum Unterlippenteller eines Ratsmitglieds, inmitten von Hochhäusern und Magnetschwebebahnen. Krieger mit Knüppeln und Speeren, sowie abgerichtete Nashörner, aber auch Strahlenwaffen und Raumschiffe. Das alles ist abgefahren genug, um den Zuschauer die meiste Zeit, auch in ruhigeren Momenten des Films, bei Laune zu halten.
Leider wird für mein Empfinden Chadwick Boseman als T’Challa alias Black Panther von allem und jedem an die Wand gespielt. Er ist solide und bringt den richtigen Körperbau für den Katzenkrieger mit, aber mehr leider auch nicht. Demgegenüber ist Michael B. Jordan als Killmonger, mit seinem Gangsterrapper-Charisma und seinen glaubwürdigen Beweggründen einer der besten Marvel-Villains, die ich bisher erleben durfte.
Mehr als positiv sind mir auch sämtliche Frauenrollen aufgefallen. Anders als in The Last Jedi, wo ich das Gefühl hatte, dass einer bestimmten Quote von hauptsache-Männer-bloß-stellenden, nervigen Emanzen entsprochen werden musste, sind alle Frauenrollen hier auch ohne Kontrastierung zu männlichen Witzfiguren mental und physisch stark. So macht das wirklich Spaß. Besonders in der Vielfalt: Letitia Wright ist als vorwitzige und smarte Tech-Expertin Shuri eine Art weiblicher Q, die den afrikanischen Bond mit High Tech Gadgets ausstattet. Lupita Nyong’o ist als T’Challas Ex-Freundin Nakia ein Ebenbild für Mut, Großherzigkeit und Aufopferung. Und Danai Gurira kann als General Okoye, an der Spitze der amazonenhaften Leibgarde des Königs, nur als ehrfurchtseinflößend bezeichnet werden.
Action und Spezialeffekte sind natürlich erwartungsgemäß top notch. Da darf man mittlerweile wohl getrost sowas behaupten wie, „wenn Marvel drauf steht, ist auch Marvel drin.“ Genauso verhält es sich wieder mit dem geschickt hinein gewürzten Humor, der für den notwendigen Comic Relief sorgt. Oder wie Schurke Ulysses Klaue an einer Stelle so passend das Marvel-Motto zum Besten gibt: „Mach mal Musik an, ist doch keine Beerdigung hier“.
Andy Serkis spielt Ulysses Klaue übrigens wunderbar wahnsinnig. Einmal Gollum, immer Gollum? Nein, tatsächlich fand ich es sehr erfrischend, Mr. Serkis mal nicht nur indirekt durch ein CGI-Kostüm zu erleben. Interessanter Weise ist er neben Martin Freeman als Agent Everett K. Ross der einzige Weiße im Film. Doch wo Ulysses Klaue noch den weißen Yang-Punkt im ansonsten schwarzen Yin-Cast bildet, ist der heroische Einsatz des USA-Piloten Ross für mich eher fraglich. Wieso musste im Finale noch ein Weißer aus den USA mitmischen? Hier wäre für mich ein rein afrikanisches Heldentum ausreichend gewesen. Ein Schelm, wer hier an pseudo-politisch korrekte Nachbearbeitung denkt.
Und damit wäre ich auch beim letzten Punkt angelangt, der Black Panther sicherlich von anderen Marvel-Filmen absetzt. Er ist deutlich politischer als seine Vorgänger und dabei teilweise sogar aktuell-politisch relevant. Zum einen ist es interessant zu beobachten, wie ein Staat innen- und außenpolitisch mit großem Reichtum und Fortschritt umgeht. Und wie die Weltgeschichte einfach nur in sich verkehrt würde, wenn diese Vorteile in militärische Vorstöße kanalisiert würden. Am Ende furchtbarer Schlachten wären einfach die Weißen die neuen Schwarzen und nichts hätte sich verändert. Der Film zeigt schon mehr oder weniger subtil mit welchem Fingerspitzengefühl ein Staat mit seiner Macht umgehen sollte. Dabei sind Seitenhiebe auf die Trump-Regierung natürlich ein unverzichtbares Muss und bilden schon fast den letzten erhobenen Zeigefinger des Films. Ob da das eine oder andere Zitat noch später eingefügt wurde, um den Film in dieser Hinsicht noch relevanter und damit ertragreicher zu machen, will ich jetzt mal nicht beschreien.
Alle SJWs können aber getrost mit der Masturbation aufhören und den Film einfach als das sehen, was er ist. Ein weiterer gelungener Eintrag ins Marvel-Universum. Diesmal politischer, exotischer und mit mehr Krallen als jemals zuvor.