Cyberpunk Edgerunners ist stimulierender Roboter-Horror
Kennt ihr noch Arcane? Diese gehypte und wunderschön gezeichnete Anime-Serie auf Grundlage eines Computerspiels (league of legends, glaube ich)? Yeah, fuck that. Langweilig gegen Cyberpunk Edgerunners!
Ok, ich übertreibe vermutlich. Eigentlich lassen sich die beiden auch kaum vergleichen, außer, dass beide ein Computerspiel als Grundlage haben.
Vermutlich ist es der alte Shadowrunner in mir, der sich in Cyberpunk eher zu Hause fühlt, als in Magepunk. Oder welchem Genre auch immer Arcane zuzuordnen ist.
Aber was ist überhaupt Cyberpunk Edgerunners?
CD Projekt Red, also das Team, das uns auch schon mit Witcher 3 trockene Orgasmen bescherte, hat bereits 2020 ein unglaublich atmosphärisches Game namens Cyberpunk 2077 auf den Markt gebracht. Damals vergoss ich Schwimmbecken voller Tränen ob seiner Schönheit und der Tatsache, dass ich für das Open-World-Game einfach keine Zeit haben würde.
Nun gibt es mit Cyberpunk Edgerunners eine darauf basierende und 10 Folgen umfassende Anime-Serie bei Netflix, die mir brutal Bock macht all meine Lebenspläne, meine sonstigen Hobbies und meine Familie zum Teufel zu jagen. Damit ich endlich Zeit habe mich in einem zünftigen Neon-Maschinen-KI-Alptraum zu verlieren.
So verdammt geil finde ich die Serie!
Wer Shadowrun mag, subtrahiert einfach Goblinisierung und Magie und hat Cyberpunk Edgerunners – eine Welt von verchromten Revolverhelden, glutäugigen Femme Fatals, die deine Sicherheitsprogramme hacken, und anderen Cyborgs, die auf der schmalen Grenze zwischen organischem Leben und Chips-und-Drähte-Monster wandeln.
Und genau das ist auch das Hauptproblem für die Akteure in der Serie.
Ähnlich wie bei Shadowrun, führt ein übermäßiger Einbau von Cyberware zum Verlust der Menschlichkeit.
“Cyberpsychose” nennt sich das bei Cyberpunk Edgerunners und ist meist mit dem Tod des Cyberpunks und dem Erscheinen eines Aufräumkommandos verbunden.
Diese Abkehr oder zumindest Unterdrückung von menschlichen Emotionen drückt sich auch in der Verrohung der Sprache aus.
So wirft Protagonist David Martinez, ein Straßenkind und Schulabbrecher, mit Sprüchen und Ausdrücken um sich, dass es der Schwiegermama die Chips in der Buchse Qualmen lässt.
Während die erste Folge sich noch halbwegs gemächlich anlässt, trifft schon in den nächsten Folgen die kybernetische Scheiße hart den Ki-gesteuerten Ventilator.
Nach dem Tod seiner Mom lässt sich David in einem Anflug von Scheißegal-Haltung ein hochgefährliches Stück Militär-Cyberware einpflanzen. Dass er damit keine “normale Karriere” machen wird, dürfte klar sein. Und – Heidewitzka – sobald er sich als angehender “Cyberpunk” einer knallharten Söldnertruppe angeschlossen hat, geht nur noch die Lucy ab.
Dabei ist die Action, Anime-typisch, hochstilisiert und schleudert uns mit poetischen Zeitlupenexplosionen und Bullet Time-Effekten zwischen kalter Cyber-Romantik und gnadenlosem Roboterhorror hin und her.
Vielleicht fasziniert mich die Serie auch so sehr, weil sie uns einen Black Mirror-artigen Blick in die Zukunft gewährt.
Denn mit bereits funktionierenden Kybernetik-Gliedmaßen, voranschreitender Forschung im Elon Musk-Alptraum namens Neuro-Link und plötzlich in unser Leben tretende KI, wie Dall-E, fällt es nicht schwer sich eine derartige Dystopie als ganz real vorzustellen. Ach, was sage ich, als beinahe unausweichliche Zukunft zu akzeptieren.
Also, ich wage mal nach 5 Folgen ein Fazit: Trotz des Vorhandenseins einer Liebesgeschichte geht es in der Serie in erster Linie kräftig zur Sache und Zartbesaitete sollten vielleicht lieber Abstand nehmen. Doch die Cyberpunk-Atmosphäre ist unvergleichlich. Meine Empfehlung.