Immer hacke dicht: Im Mittelalter an der Mosel (Fotos)
So fuhren wir also über Pfingsten ins mittelalterliche Dörfchen Cochem. Von einem romantischen Hotel mit Moselblick aus unternahmen wir verschiedene Wanderungen ins Umland und in diverse Weinstuben. Als Liebhaber guter, trockener Weine muss ich jedoch gleich vorweg schicken: Trotz teilweise fantastischer Ausblicke auf die Weinberge, wie oben zu sehen, konnten mich die dort angebauten, weltberühmten Moselweine geschmacklich nicht vom Hocker reißen.
Aber sowas von überhaupt nicht. Da ich liebliche oder halbtrockene Weine nicht an meinem Gaumen vorbei bekomme, kann ich hier allerdings nur über die trockenen Rot- und Weißweine mein Urteil abgeben. Um es mal so vornehm auszudrücken, wie es mir möglich ist: Egal ob Dornfelder, blauer Burgunder oder Zauberwasser der Loreley – Alle Moselweine schmecken wie Pisse. Zumindest, wenn man im Kontrast mal kräftigen Merlot oder Bordeaux als Rotwein getrunken und die leckeren Weißweine des Frankenlandes wie Bacchus oder Silvaner gekostet hat.
Doch kein Problem, flexibel wie ich bin, habe ich mich schnell auf helles Weizenbier eingeschossen.
Natürlich haben wir auch die über der Stadt thronende Reichsburg von Cochem besichtigt. Im Kern über 1000 Jahre alt, ist sie jedoch vom wohlhabenden Geschäftsmann Ravené am Anfang des 19 Jh. für ca. 500 Goldmünzen gekauft und für umgerechnet 45 Millionen Euro restauriert worden (Ich hoffe, ich habe die Geschichte noch halbwegs richtig im Kopf). Der gute Ravené hat sich das Schlösschen mal so als Sommersitz gegönnt und innen drin mit schlauen Sprüchen verziert. Einer seiner Lieblingssprüche war auch im Brunnen des Burghofs zu lesen:
Ja, kein Kostverächter der Mann. Überhaupt scheint man im Mittelalter in erster Linie gesoffen zu haben. Wie uns der Führer der Besichtigungstour verriet, standen den Männern auf der Burg jeden Tag 5 Liter Wein zu und Frauen 3 Liter (nett…). Wenn Sauf-Nase Ravené Besuch in seinem “Lustschloss” hatte, hat er zur Begrüßung dieses moderate 4-Liter-Trinkhorn mit Wein rumgehen lassen bis es leer war:
In einem der Wohnräume der Burg stand diese Statue auf dem Tisch. Ich sag mal, wenn hier nicht eine Experten-Stellung aus dem Kamasutra zu sehen ist, könnte man eine Weinflasche ergänzen und hätte damit vermutlich Herrn Ravené, der mit letzter Kraft seine fünfte Flasche Frühstückswein ext…
Witzig auch diese beiden Ritterrüstungen, die noch Originale sein sollten. Es hieß, die rechte Rüstung habe einem bekannten Riesen aus der Region gehört, der auf dem Schlachtfeld gefürchtet war. Meine Theorie: Sie wirkt nur so groß durch den Kontrast zur Winzling-Rüstung links daneben, welche einem Ritter gehört haben muss, der zu wenig stärkenden Gerstensaft zu sich genommen hat.
An der Wand neben den Ritterrüstungen hing dieses Henkerschwert, welches auf der Reichsburg jede Menge Menschen enthauptet haben soll. Wenn da mal nicht ein besoffener Ravené seine Hände im Spiel hatte…
Ach ja, auf Burg Eltz waren wir auch. Die Burg ist über einen malerischen Wanderweg zu erreichen und liegt idyllisch im Nirgendwo. Leider war das Gemäuer jedoch durch verschiedene Instandhaltungsmaßnahmen wie den großen Kran verschandelt. Naja, besser als irgendwann die Wächter-Gargylen auf den Kopf zu bekommen…
Und auch hier war der direkte Bezug zum LEICHT erhöhten Alkoholkonsum im Mittelalter zu finden. In der Schatzkammer der Burg haben wir dieses Symbol für die Völlerei aus purem Gold gefunden. Auf einer Tafel stand, dass ein übermäßiger Genuss von Alkohol die Fettleibigkeit damals sehr begünstigt hat. Diesen „Bierhunger“ kennen wir wohl heute auch noch…