Serienempfehlung: Netflix‘ Cobra Kai

Los, mach doch wieder den Kranich! Trau dich! © Netflix

Kennt ihr noch den grottenschlechten Karate Kid von 1984? Ja genau, das ist dieser „Karatefilm“, in dem der Hausmeister „Mister Miyagi“ dem 15-jährigen Daniel LaRusso das Putzen beibringt. Das kann dieser irgendwann so gut, dass er im Finale eines Karateturniers auf einem Bein steht und den „Kranich“ macht. Sein Gegner, Johnny Lawrence, ein Trottel aus dem Cobra Kai-Dojo, lässt sich daraufhin freiwillig ins Gesicht treten und verliert.

Doch nun ergibt ENDLICH alles einen Sinn!

Dieser Abschaum der 80er-Karatefilm-Welle existiert nur, damit sich daraus die Netflix-Serie Cobra Kai entwickeln konnte!

Ok, Spaß beiseite. In aller Fairness habe ich damals Karate Kid erst gesehen, als der Karate Tiger (1986) bereits Jean-Claude Van Damme unters Kinn getreten und Frank Dux in Bloodsport (1988) den Dim Mak demonstriert hatte. Alles, was (für mich) danach kam, war Rotz. Blutiger Rotz.

Doch egal wie schlecht ich den ursprünglichen Film in Erinnerung habe…

Netflix‘ Cobra Kai ist wunderbar!

Und das nicht nur wegen der 80er-Karatefilm-Nostalgie, jeder Menge Humor und der echt geilen Musik aus dem – Zitat – „80s Rock Rabbit Hole.“

Nachdem ich an nur einem Abend die erste Staffel durchgenerdet habe (10 Folgen a ca. 30 Min.), sind mir vor allem die liebenswerten Charaktere in Erinnerung geblieben. Besonders die alte Garde, sprich die beiden Protagonisten, gespielt von Ralph Macchio und William Zabka, werden respektvoll behandelt (take notes, Disney-Star Wars!) und um interessante neue Facetten erweitert – bedingt durch ihre jeweiligen neuen Lebensumstände.

Die Handlung fokussiert sich dabei zunächst auf Johnny Lawrence, der das Cobra Kai-Dojo wiederaufbauen möchte. Ich bin mir sicher, dass die Macher die How I Met Your Mother-Folge gesehen haben, in der Barney Stinson ruft, dass Johnny schon immer der wahre Held von The Karate Kid gewesen ist – übrigens äußerst schlüssig und nachvollziehbar argumentiert!

Im Verlauf der ersten 10 Folgen sehen wir nun, wie die Geschichte die Tendenz hat sich zu wiederholen, jedoch jede Generation die Gelegenheit bekommt aus Fehlern der vorherigen zu lernen. Und so wird schnell klar, dass das Cobra Kai-Karate nicht das „pure Böse“ ist, genauso wenig wie die Bonsai-Philosophie des Mister Miyagi den einzig richtigen Weg darstellt.

In diesem Zusammenhang habe ich es besonders genossen, wie Cobra Kai sich völlig zurecht über die übersensible „Generation Snowflake“ lustig macht. Ein Beispiel:

Johnny Lawrence bildet die nächste Generation von Karateka aus, die jedoch größtenteils aus verweichlichten Nerds und Social Media-Junkies besteht. Strike first, strike hard, no mercy ist für die Kids erstmal nicht so leicht umsetzbar. Doch Sensei Lawrence macht ihnen schnell klar, dass sie selbst für ihre Gefühle verantwortlich sind, wenn jemand sie beleidigt oder etwas sagt, was ihnen nicht passt. Niemand kann von der Welt erwarten mit Samthandschuhen angefasst zu werden. Jeder muss an sich selbst arbeiten und freiwillig die „victim mentality“ an den Nagel hängen.

Das ist Lifehacker Gold right there!

Schön visualisiert durch „Hawk“, der vom verängstigten Baby zum selbstbewussten Badass mutiert.

Anyhooooo… nach einigen Twists und Turns in der Handlung kommt es am Ende natürlich wieder zu einem großen Turnier, dass in Choreographie und Inhalt jedoch so viel befriedigender ist, als das im Originalfilm. Eine Leistung, die auf das Konto der gutgeschriebenen Charaktere und deren Lernkurven geht.

Die erste Staffel hat wirklich Spaß gemacht und ich habe bereits mit Staffel 2 begonnen. Für mich gehört Cobra Kai zu den besten Eigenproduktionen seit es Streamingdienste gibt. Zunächst war Cobra Kai nur über Youtube Red zu sehen, wanderte dann jedoch zu Netflix. 2021 soll schon Staffel 3 vom Band rollen. Ich bin gespannt!

Über Thilo (1200 Artikel)
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