Die Shannara TV Serie: Auf dem Hügel der bärtigen Trottelelfen
SPOILER!
Ein paar weichgespülte Partyelfen wohnen auf einem Hügel und beschützen einen offensichtlich übernatürlichen, weil niemals verwelkenden Baum, an dessen mythische Bedeutung sie jedoch schon lange nicht mehr glauben. Scheinbar haben sie sich durch ihre rigorose Abkehr von der Magie mehr den „Normalo-Menschen“ angepasst und müssen sich seitdem mit Sterblichkeit und Bartwuchs herumschlagen. Deshalb wirkt es auch, als wäre ihr König kein unsterblicher Elfenfürst, sondern ein alter, kauziger Waldgnom, der vom vielen Rumsitzen auch schon mal „Rücken“ hat.
Hinzu kommt, dass sich die jungen Elfen schon früh ihre Hirnzellen abtöten, in dem sie sich auf Partys den Arsch voll saufen oder in albernen Weiheritualen mit dem Kopf gegen einen Baum laufen. Heraus gekommen ist eine Generation von tumben Quarterbacks mit spitzen Ohren, die große Schwierigkeiten haben eins und eins zusammen zu zählen.
So kommt es, dass die Elfen nicht glauben können, dass die Dämonen in die Welt zurückkehren, da ihr allseits geliebter Baum „Elvis“ (oder so) neuerdings seine Blätter verliert. Auch als eine Hüterin von furchtbaren Visionen der Zukunft geplagt wird und die Rinde des Baums zu bluten beginnt, sehen die Elfen erst mal keinen Grund zur Beunruhigung. Als dann ein Dämon in den Palast eindringt und alle Schutzbefohlenen des Baumes grauenvoll abschlachtet, wird die Schuld zunächst Gnomen in die Schuhe geschoben, die so ein Massaker noch nie veranstaltet haben. Und auch als ein Druide im Thronsaal auftaucht, nachdem er offensichtlich mühelos die Wachen mit Magie unschädlich gemacht hat, bleiben die Elfen standhaft: Es gibt keine Magie und alles wird gut.
Doch wer jetzt glaubt damit wäre eine ausreichend unterbelichtete Grundlage für den Siegeszug des Bösen geschaffen, der irrt sich. Denn auch ein weiterer Hauptcharakter der Geschichte, der Halbelf Wil Ohmsford, ist nicht das schärfste Messer in der Schublade. Der Halbtrottel nutzt die erstbeste Gelegenheit, um sich von der hübschen Zigeunerin Eretria seine einzigartigen, magischen Elfensteine abnehmen zu lassen. Bezeichnender Wortwechsel zwischen den beiden: Wil: „Kann es sein, dass Du ziemlich zynisch bist?“ Eretria: „Kann es sein, dass Du ziemlich naiv bist?“
Annnnd your stones are gone. Es erfüllt den Zuschauer daher auch nicht gerade mit Zuversicht, als klar wird, dass Will eine Art Auserwählter ist, der nun unter der Fuchtel des Druiden Allanon Magie erlernen und dann den Weltuntergang verhindern soll. Ich ahne so langsam, warum ich damals nach nur einem Buch des Shannara-Zyklus das Handtuch geschmissen hatte.
Aber wisst ihr was? Genau deswegen, werde ich die Serie auf jeden Fall weiter schauen. Ich bin einfach zu gespannt darauf, wie die Truppe unterbelichteter Teenager vorgehen wird, um gegen den „gegnerischen Druiden“, den bösen Dagda Mor, eine Art Ork-Dämon-Ding überhaupt eine Chance zu haben. Außerdem sind für mich, wie bereits erwähnt, die CGI glaubhaft und das Setting vor der Kulisse Neuseelands spannend genug, um mich erst mal grinsend zurück zu lehnen.
Natürlich hat MTV mit The Shannara Chronicles hier eine neue Fantasy-Serie an den Start gebracht, die trotz berühmter Vorlage von Terry Brooks nicht gegen andere Schwergewichte des Fantasy TVs wie Game of Thrones anstinken können wird. Dafür sorgt allein die hohe Teeny-Dichte, die dafür sorgt, dass sich die Shannara Chronicles zu Game of Thrones verhalten wie Vampire Diaries zu True Blood. – or insert a more fitting comparison here – Ich denke, die Serie wird trotzdem ihre feste, eingeschworene Fan Base bekommen, ganz ähnlich wie seinerzeit die TV Serie zu Legend of the Seeker.
Mir genügt bisweilen das magische Klappschwert des Allanon, die Chance auf noch mehr Dämonen und dunkle Magie, sowie die Neugier auf das Handeln der Charaktere, die alle erst „leveln“ müssen, wie Rollenspieler sagen würden, um jede Woche der nächsten Folge eine Chance zu geben. Und die schamlosen Cliffhanger tun ihr Übriges…