Liebe Möchtegern Autoren: Der Fantasyfilm BRIGHT ist euer Wake Up Call
Orks. Elfen. Menschen. Feen.
Mit dieser nie dagewesenen, Neuland erobernden und wahnwitzig fantastischen Prämisse bewirbt Netflix seinen neuen Fantasy-Action-Thriller BRIGHT von Erfolgsregisseur David Ayer (Suicide Squad, End of Watch). Ihr merkt schon an meine Formulierung, dass mich der Plot, der in einer alternativen Gegenwart spielt, in der Menschen, Orks, Elfen und Feen seit Anbeginn der Zeit friedlich Seite an Seite leben, nicht komplett vom Hocker reißt.
Die „Standard-Tolkien-Rassen“ wurden ja nun nicht zum ersten Mal in ein artfremdes Gehege geworfen, um ihre leicht angestaubten Charakteristika mal mit etwas frischem Wind sauber zu blasen. Und wem die „Goblinisierung“ in Shadowrun nichts sagt, hat vielleicht schon mal die bärtigen Trottel-Elfen von Shannara bei ihrem Partytreiben beobachtet oder sonst wo zweckentfremdete Humanoide rumturnen sehen. Kurzum: Mit Bright wurde das Fantasy-Rad nicht neu erfunden.
Aber wieso nehme ich daran scheinbar so gewollt Anstoß?
Naja, lassen wir uns doch noch mal kurz auf der Zunge zergehen, was das für ein Drehbuch ist, dem Netflix zwecks Filmproduktion 90 Millionen Dollar in den Urban-Fantasy-Popo geblasen hat.
Es gibt Orks und Elfen wirklich. Mir fliegt der Ginster aus der Haube! Bahnbrechend. Ein menschlicher (Will Smith) und ein orkischer Polizist (Joel Edgerton) finden bei ihren Ermittlungen einen mächtigen Zauberstab. Wow! Keinen Dimensionswandler, kein Buch der namenlosen Schrecken, keinen Ring der verfluchten Wünsche, nein, es geht noch älter… klischeehafter… abgetakelter… es ist ein ZAUBERSTAB! Burner. Und den wollen jetzt gute wie böse Kräfte an sich bringen. NÄ! Wie unerwartet! Da ergibt sich ja ganz wie von alleine ein spanender Konflikt, was? Wartet! Lasst uns noch einen Love Interest in Form einer zarten Elfe zwischen die beiden harten Cops schmeißen. Wie nennen wir die? Mir fällt ja immer zuerst Tika von Dragonlance ein. Yap, so soll sie heißen. Done. GIEV MONEY.
Zur Klarstellung: Der Trailer (siehe unten), obwohl man noch nicht wirklich viel zu sehen bekommt, sieht ja gar nicht schlecht aus. Und ich möchte auch nicht in Abrede stellen, dass mir der Film gut gefallen könnte, wenn er uns diesen Dezember heimsucht. Ist dann ohnehin kalt draußen und ich ziehe mir jeden Scheiss rein.
Darum geht es nicht.
Meine Empörung ist eigentlich eher gegen mich selbst und andere desillusionierte Möchtegern-Autoren und –Regisseure gerichtet.
Wenn ich irgendwann noch mal sage „Ich schreibe lieber kein Fantasy Buch. Es gibt ja schon alles und ich will die Leute nicht mit meiner Idee langweilen, wenn sie nicht wirklich was Neues zu bieten hat“, dann haut mir bitte mit einer Bratpfanne +5 auf den Kopf, damit ich aus meinem Traum der krankhaften und deplatzierten Perfektion aufwache und einfach meinen Arsch hoch kriege.
Ich möchte nicht wissen, wie viele tolle Geschichten da draußen in Köpfen rumgeistern, die nur darauf warten von Augen gelesen zu werden, die sich genau danach insgeheim gesehnt haben. Ernsthaft jetzt: Das Rad kann natürlich nie komplett neu erfunden werden, aber das muss es ja auch nicht. SOWAS VON NICHT, wie uns der gute David Ayer mit der Story seines Bright eindrucksvoll beweist. Ich meine, demgegenüber ist Harry Potter ein Fundus frischer Ideen, anstatt ein Sammelsurium geklauter Legenden und Mythologien. Ja sorry Potter Heads, aber Miss Rowling hat nicht als erste die Idee zu einer Zauberschule gehabt. Es gibt einige Bücher darüber, deren Erstveröffentlichungen vor Parry Hotter datiert sind. Aber deswegen ist Potter ja nicht schlecht. Im Gegenteil: Rowling hat es geschafft die Sache mit den Zauberschülern auf ihre eigene, ganz intim-persönliche weise zu erzählen, wie sie sonst niemand erzählen könnte.
Und genau das ist der Punkt! Jeder von uns ist absolut einzigartig. Jeder von uns ist ein Paket einzigartiger Lebenserfahrungen, Fähigkeiten und Sichtweisen auf diese Welt, die jede noch so oft erzählte Geschichte wieder in ganz individuellem und neuen Glanz erstrahlen lassen kann.
Unendlich Möglichkeiten! Ihr alle seid einzigartige Ausdrucksweisen des einen Universums. Macht was draus. Und noch wichtiger: Macht überhaupt was! Denn das ist das einzige was David Ayer und uns unterscheidet. Wir träumen nur davon und geben am Ende immer Selbstzweifeln die Zügel in die Hand. Mr. Ayer ist das egal. Er macht einfach. 90 Millionen. Verfilmt. Von Netflix. Danke für ihre Aufmerksamkeit.