A Minecraft Movie ist ein ulkiger Werbespot für das Spiel

© Warner Bros. Pictures

6 von 10 Kroketten-Werfern

Früher galt mal die simple Faustformel: Videospielverfilmungen sind Kacke. Dampfende Kacke. Immer. Punkt.

Doch die nicht unwesentlich von Uwe Boll geprägte „Ära der garantierten Gurken“ gehört schon länger der Vergangenheit an. In jüngerer Zeit gab es einige Verfilmungen, die sich zumindest mal deutlich über den Durchschnitt erheben konnten. Der Super Mario Bros. Film z.B. schaffte es durch eine gelungene Mischung von Fanservice und guter Musik zu einem unterhaltsamen Spektakel zu werden. Und alle Filme mit Segas rasendem Igel (jüngst Sonic 3) haben von mir solide 7er- und 8er-Wertungen abgestaubt.

Doch was ist mit dem Minecraft-Film? Lehnt er sich eher rüber zur Gurken- oder zur Igel-Ära?

Schwer zu sagen, ehrlich gesagt, denn mir kam A Minecraft Movie vor wie eine überlange Freak-Werbung für das Spiel.

Aber bevor ich mich kurz und spoilerfrei darüber auslasse, muss ich mal kurz darüber abranten, dass einiges am Erlebnis Kino nicht mehr zeitgemäß ist.

Ich weiß, dass Kinos auch von Werbung leben, aber mich nervt das nur noch. Ich glaube, ich würde im Sinne meiner Lebenszeit mehr für das Kinoticket zahlen, wenn ich dafür alles, was nicht Film ist, überspringen könnte. Auch die Trailer! Als Internet-Abonnent, der schon alle sehenswerten-Trailer kennt, will ich nicht 100 davon sehen, bevor endlich das anfängt, wofür ich gekommen bin. Früher, als es noch Saurier und kein Internet gab, war es spannend und überraschend die Ankündigungen neuer Filme zu sehen. Doch heutzutage?

Aber damit ist es ja noch nicht vorbei!

Nach einer gefühlten Ewigkeit der Hirnzersetzung durch Cringe-Werbespots, gefolgt von mindestens 10 Trailern, darf ich mir noch ebenso viele langsam ins Bild schwebende Filmfirmen, Hinweise und Sound-Normen ansehen, die dann – ACHTUNG! – auch noch zig-mal von Werbung gehijacked werden!

Wenigstens kenne ich jetzt die Actionfiguren zum Minecraft-Film. Und ich bin mir über die Tatsache bewusst, dass in der Juniortüte von McDonalds auch passender Plastikscheiß zu finden ist.

GNAH!

Zurück zur eigentlichen Minecraft-Filmkritik

© Warner Bros. Pictures

Wie oben erwähnt, wirkt Jared Hess‘ erster Eintrag ins Minecraft-Movie-Universum wie eine möglichst ulkige Werbung für das eigentliche Spiel.

Denn eine Story sucht man vergebens. Und nein, wiederzubeschaffende MacGuffins zählen für mich nicht wirklich als ernstzunehmende Story…

Hinzu kommt, dass der ganze Film ohnehin schon in einer … weird world spielt. Personen, Orte und Handlungsstränge wirken so random und banane, dass kaum ein Kontrast aufgebaut wird, wenn die Protagonisten dann in die ulkige Minecraft-Welt geschleudert werden.

Dazu passt das bunte Ensemble, das durchaus gut gecasted ist.

Seltsam ist nur, dass sich niemand wundert in einer Klötzchenwelt gelandet zu sein. Alle nehmen sofort ihr Schicksal als gegeben hin und laufen auf den nächsten Macguffin zu.

Ebenfalls eher willkürlich wirkt, dass der „clevere Junge“ der Truppe einfach sofort weiß, wie man Blöcke abbaut und Strukturen damit hochzieht – und das, obwohl Minecraft in der Welt des Films ja nicht als Computerspiel existiert. Aber die Handlung des Films brauchte es eben an der Stelle. Seufz.

Wurde denn die Minecraft-Welt wenigstens würdig eingefangen?

Klares JEIN.

Obwohl der Film ein einziger großer Fanservice ist, wurden viele Komponenten des Spiels hier und da so hingebogen, dass die Handlung funktioniert. Winziger Spoiler: Creeper explodieren nicht erst, wenn man sie schlägt. Das sind die Eisengolems, die dann erst ausrasten. Das weiß ja selbst ich und meine Minecraft-Zeit liegt schon etwas länger zurück.

Doch selbst mein Sohn, der sich aktuell hingebungsvoll in Klötzchen wälzt, hat mir im Dunklen einiges rüber geflüstert, was nicht stimmig war.

Trotzdem ist der Film einfach so drüber und bekloppt, dass man seinen Spaß hat. Mein Sohn hat sich zumindest weggeschmissen. Wobei ich mich bei einigen der Jokes wirklich gefragt habe, für wen der Film eigentlich gemacht wurde, für frühreife Kinder oder junggebliebene Erwachsene mit Untenrum-Humor?

Ein Beispiel, das schon im Trailer zu sehen war: Die verwitwete Schuldirektorin, die den „Garbage Man“ (Momoa) anflirtet: Sie können mir gerne mal die Tonne öffnen und ihren Sack reinhauen…

Wait what?

Hinzu kommen einige sehr schwarzhumorige Szenen, die ich aber nicht spoilern will.

Eigentlich würde ich dem Streifen eine 5 von 10 verpassen, aber wegen der wirklich glanz- und glamour-vollen Auftritte von Jack Black und Jason Momoa packe ich noch einen Punkt drauf. Die Energie ihrer Bromance trägt wirklich den ganzen Film.

Und immerhin thront am Ende über allem die schöne Botschaft, dass niemand mit seiner Kreativität hinterm Berg halten sollte – egal was andere sagen und auch, wenn es ist immer leichter ist, zu zerstören als zu erschaffen.

Über Thilo (1220 Artikel)
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