Filmkritik: Star Trek Into Darkness – Swashbuckling Action wie in Star Wars

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8 von 10 Haudegen

Was mir bei der neuen „Interpretation“ von J. J. Abrams Version von Star Trek, also sowohl bei Star Trek (2009), als auch dem aktuell laufenden Star Trek Into Darkness, sehr gut gefällt, ist die ganze „Swashbuckling Action“, die mich sehr an die Star Wars Filme erinnert.

Für Leute, die keine Rollenspiel-Nerds sind und die Klasse des Swashbucklers noch nie in einem D&D-Abenteuer gespielt haben: Swashbuckler sind draufgängerische und angeberische Haudegen der Marke D’Artagnan, wie sie ca. seit dem 16. Jahrhundert genannt werden. Das sind Teufelskerle, die gerne über schmale Simse balancieren, mit Hilfe des Kronleuchters quer durch eine Halle schwingen oder sich auf einem fahrenden Zug duellieren, während sie ein triumphierendes „HAHAAAAAAA!“ erschallen lassen.

Chris Pine gibt im neusten Star Trek wieder einen solchen herrlich großspurigen (shirtless) Kirk, der erst schießt und dann fragt. Und überhaupt wurde wieder nicht mit diesen typischen over the top-Actionszenen gegeizt, in denen entweder Kirk oder andere Crew-Mitglieder sich in halsbrecherische Aktionen stürzen, die häufig nur noch als lebensmüde zu bezeichnen sind und selbst ein Musketier den Angstschweiß auf die Stirn treiben würden.

Das ist nicht mehr das alte Star Trek, aber es ist definitiv frischer Wind, der an viele Albernheiten der Ursprungsserie Enterprise erinnert. Für Leute, die wie ich immer schon zwischen Star Wars und Star Trek Fandom hin und her gerissen waren, ist diese „Fusionierung“ der Inhalte ein Fest für die Nerddrüse. Warum dies aber auch zum Nachteil gereichen kann, erfahren SPOILER-Resistente nach dem Sprung:

Mit Carol (Alice Eve) tritt die letzte vollbu... äh wichtige Dame zur Crew bei.

Mit Carol (Alice Eve) tritt die letzte vollbu… äh wichtige Dame zur Crew bei.

Wie bereits erwähnt, ist die Star Wars-ifizierung in meinen Augen eine gute Sache. Natürlich wirkt die Space Exploration nun weniger nüchtern und „seriös-wissenschaftlich“ als sie es unter Jean Luc Picard tun würde, sondern eher wie ein Han Solo-Raumpiraten-Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Aber mir gefällt diese Leichtherzigkeit, die damit einher geht und natürlich (leider) auch ein wenig „mainstreamiger“ ist.

Wenn der Film bereits damit beginnt, dass Kirk und Pille wie Indiana Jones vor Eingeborenen durch den Dschungel fliehen und dann ohne Rücksicht auf Verluste (des eigenen Lebens) eine Schlucht hinunter springen, dann wird schnell klar, wer Herrn Abrams cineastische Vorbilder sind. Später werden Faustkämpfe auf fliegenden Vehikeln ausgetragen wie sie auch in den Straßen von Corruscant hätten statt finden können. An anderer Stelle muss die Enterprise-Crew über schmale Wege balancieren und über Abgründe springen, da sich das Raumschiff unter ihrem Hintern gerade in eine Art absaufende Titanic verwandelt hat.

Das alles ist spannend und tolles Popcorn-Kino, zumindest bis zu dem Punkt, an dem es „downright silly“ wird. In einer Szene opfert sich Kirk für seine Crew, indem er in den hochradioaktiven Warpkern hinab steigt. Ob man einen Warpkern dadurch reparieren kann, dass man ihn mit roher Gewalt zurück in die richtige Position tritt, möchte ich mal dahin gestellt sein lassen…

Doch trotz aller Cheesiness, die zeitweilig durch solche Indiana Jones-Momente zu Tage tritt, ist der Film Unterhaltung pur und verdient eine gehobene Wertung. Und ich für meinen Teil weiß es sehr zu schätzen, dass die Außerirdischen des Gene Roddenberry nun nicht mehr nur einen Höcker auf der Nase haben, sondern bisweilen auch mal das komplette Star Wars-Makeover erfahren und anders/insektoid/monströs/xenomorph aussehen dürfen.

Ich finde auch, nach wie vor, alle Darsteller der jungen Enterprise-Gruppe im Vergleich zur Urbesetzung mit William Shatner, perfekt gewählt. Und Sherlock Holmes Fans, werden bei der Screen-Präsenz von Kahn, alias Benedict Cumberbatch, mit der Zunge schnalzen.

Apropos Zunge: Eine liebe Freundin war so schlau uns alle zur Originalversion zu nötigen, was sich (mal wieder) als goldrichtig erwies. Der schottische Akzent von Witzkanone Simon Pegg (Scotty) macht diesen Film allein schon sehens- und hörenswert. Ich wage mir nicht auszumalen, ob an alle Akzente der Crew bei der Synchronisation gedacht wurde. Denn die „rassisch“ extrem gemischte Crew der Enterprise ist ja ein wesentlicher Bestandteil der „gemeinsamen“ Erforschung des Alls. Und jetzt schnalle ich auch endlich, warum Scotty „Scotty“ heißt. Selten war ein Spitzname so passend.

Über Thilo (1200 Artikel)
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