Filmkritik: Edge of Tomorrow – Und täglich grüßt der Abkratz-Witz
8 von 10 schmerzhaften Ableben
Was kommt dabei heraus, wenn die Zeitschleife von Groundhog Day, die Kampfanzüge von Elysium und die Tentakel-Roboter von Matrix zusammen in einem Mixer landen? Genau, Edge of Tomorrow, oder anders gesagt, ein weiterer Versuch von Tom Cruise einen bleibenden Eindruck im Scifi-Genre zu hinterlassen. Scheinbar bewegt sich Cruise da aber auch im richtigen Genre, denn kürzlich fand ich ihn in Oblivion schon ganz annehmbar. War of the Worlds und Minority Report hatten ihrer Zeit ja auch nicht wirklich gesuckt.
Und auch für Edge of Tomorrow kann ich Entwarnung geben, denn es ist tatsächlich so, wie ich nun schon häufiger im Netz gelesen habe: Wer Fan von Tom Cruise ist, darf einen sehr soliden Science Fiction-Film mit ihm erleben. Und wer ihn zusammen mit Scientology am liebsten ins All schießen möchte, kommt auch auf seine Kosten, denn er kratzt im Film wirklich verdammt oft ab.
Worum geht’s?
Tom Cruise spielt Major William Cage, der bei einer Alien-Invasion dazu verdonnert wird, an der Front Fotos zu schießen. Es ist nicht wirklich klar, wieso er offensichtlicher Weise verheizt werden soll, aber vielleicht ist er den falschen Personen auf den Schlips getreten. Und wie soll es anders kommen, er stirbt im Feuergefecht mit den fiesen „Mimics“, die eine Art zusammenhängender, intelligenter Superparasit sind, und erwacht sofort wieder, um den selben Tag immer und immer wieder zu erleben. Wieso das so ist, werde ich nun nicht spoilern.
Irgendwann lernt er dann Kriegsveteranin Rita kennen, gespielt von der hübschen Emily Blunt, die scheinbar ebenfalls in einem Time Loop gefangen ist. Zusammen mit ihr entwickelt er Tag für Tag eine Strategie, um die Mimics zu besiegen und damit hoffentlich die Zeitschleifen zu beenden.
Der größte Spaß an Edge of Tomorrow ist der Running Gag des unvermeidlichen Todes, um einen schief gegangenen Tag von vorne zu beginnen. Dabei entstehen köstliche Situationen, die so makaber wie lustig gleichermaßen sind. Die Kombination aus Humor und Dramatik, wenn auf dem Hintergrund des düsteren Schicksals der Menschheit durch die Aktionen eines einzelnen unfreiwillige Komik entsteht, funktioniert erstaunlich gut. Hier wurde das Grundprinzip von „Und täglich grüßt das Murmeltier“ erfolgreich geklaut und aufgewertet. Die anderen, typischen Grundelemente der Science Fiction, wie die Baller-Action mit den Außerirdischen ist nichts, was man nicht schon mal gesehen hätte, aber doch gekonnt und optisch unterhaltsam umgesetzt.
Einziger Wehrmutstropfen ist das Ende des Films, welches leider die Prämisse der Story für mich nicht ganz befriedigend auflösen kann. Das Finale ist zwar action-geladen, aber zu geradlinig und erwartet. Mir hat da einfach ein Aha-Effekt mit Gänsehaut gefehlt, der dem Film die Chance auf einen Platz auf dem Evergreen-Regal beschert hätte. Bei einem Film, der sich um Zeit-Manipulation dreht, hätte ich einfach irgendeinen „Twist“ am Ende erwartet, der noch mal alles auf den Kopf stellt.
Achtung leichter SPOILER ab hier:
William Cage kommt am Ende unbeschadet aus der ganzen immer wieder hoch kochenden Scheisse raus. Dies geschieht jedoch auf eine Art, die ganz leicht an den Haaren herbei gezogen wirkt und dem Film ein unnötiges Hollywood-Happy End beschert. Ich finde, hier hätte man mutiger sein und William Cage heroisch sterben lassen können. Das hätte seinen gesamten Aufstieg vom Taugenichts an der Front zum strategischen Mastermind und seine Aufopferung für die menschliche Rasse noch so viel dramatischer und pointierter gemacht. Aber man kann eben scheinbar nicht alles haben. Muss ja auch nicht jeder so ein Tear Jerker- und Pathos-geiler Narr sein wie ich.