Es ist soweit: Ich kann gar keine Handschrift mehr

James Franco in Pineapple Express – © Columbia Pictures

Neulich, als ich dem DHL-Boten auf seinem rutschigen Dingsbums die Entgegennahme eines Pakets unterschrieb, war es soweit. Der Mann schaute mich entgeistert an, als hätte ich ihm einen Pippimann auf sein Display gemalt. Was ich da hin gekritzelt hatte, war auf jeden Fall nicht meine Unterschrift.

Zugegeben, meine Unterschrift war schon immer das, was bei Star Trek: Deep Space Nine der Gestaltwandler Odo war: schwer in einer Form zu halten. Das liegt daran, dass ich seit Kindheitstagen niemals eine erwachsene Handschrift entwickelt habe. Ich versuche immer noch die Buchstaben zu „malen“. Da man das bei einer Unterschrift aber zackig machen soll, kommt irgendwie immer ein anderes Kunstwerk dabei heraus.

Hinzu kommt natürlich, dass ich noch nie Standing Ovations für meine Feinmotorik bekommen habe. Mit meinen Wurstfingern kann man Nägel in Bretter hauen oder einen groben Bierhumpen halten. Handschrift ist was für Frauen. Oder Elfen.

Wenigstens bin ich nicht alleine. Wenn ich mir anschaue, wie Jason mir seine Autogrammkarte mit Keilschrift verziert hat, muss ich ein bisschen grinsen.

Zudem bin ich mir ziemlich sicher, dass es da draußen neben Momoa und mir noch mehr „Barbaren der Handschrift“ gibt. Das digitale Zeitalter bringt es einfach mit sich, dass wir alle das Schreiben verlernen.

Oder wann hast DU das letzte Mal einen Brief per Hand geschrieben?

E-Mails, Computerarbeit und Handy-Chat lassen uns alle langsam aber sicher die Handschrift verlernen. Ich finde das nicht nur unromantisch, sondern auch extrem bedenklich. Wie sich feinmotorische Fähigkeiten auf die Erhaltung unserer Hirnleistung auswirken, könnt ihr in diesem Artikel über das verlernen der Handschrift nachlesen – hoch interessant!

Aber bei allem Witz: ich kann wirklich kaum noch schreiben. Wenn ich nicht ab und an noch beim Telefonieren auf einem Blog rumkritzeln oder Einkaufszettel schreiben würde, könnte ich sämtliche Stifte dieses Haushalts auch komplett in die Tonne werfen.

Kalligrafie, Handlettering und andere Methoden mein Schreiben zu retten

Als alter Samurai-Lover, Ex-Kendoka und passionierter Japan-Bewunderer hatte ich schon immer einen Faible für die Kunst der Kalligrafie. In meiner Fantasie habe ich schon häufig mit rabenschwarzer Tinte kunstfertige Schriftzeichen auf uralte Schriftrollen gepinselt und danach einer Schar kichernder und ungewöhnlich wohl proportionierter Geishas zur Bewunderung hingehalten. Doch durch besagte Schwäche in Fingerfertigkeit, gekoppelt mit dem Verlernen des Schreibens durch die böse Welt des Digitalen, habe ich es nie gewagt dem Hobby nachzugehen.

Umso erstaunter war ich vom sogenannten „Handlettering“ zu hören, quasi dem indogermanischen Äquivalent zur Kalligrafie. Ein Bekannter hat dazu eine Seite für Schreibkrüppel wie mich ins Leben gerufen. Auf handletteringlernen.de könnt ihr genau das: Handlettering lernen. Er bietet einen Online-Kurs, Templates und jede Menge Infos zu dem Thema.

Tatsächlich würde mir diese Technik vermutlich gar nicht so schwer von der Hand gehen, da ich ja ohnehin ein „Buchstaben-Maler“ bin. Denn beim Handlettering werden die Buchstaben nicht geschrieben, sondern gezeichnet und aus verschiedenen geometrischen Grundformen wie Strichen, Bögen oder Kreisen zusammengesetzt.

Ich bin mir zwar nicht sicher, ob das meine Handschrift bei normalen Alltagssituationen retten kann, aber ein spaßiges und inspirierendes Training für eingeschlafene Hirnregionen wäre es allemal. Und was bei sowas rauskommen kann, sieht echt ganz nett aus, wie oben zu sehen.

Über Thilo (1200 Artikel)
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